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Gefährdungen

Eine vom Aussterben bedrohte Art

War die Flussperlmuschel früher in Europa eine weit verbreitete Art, so hat sich ihr Bestand im Laufe des 20. Jahrhunderts bis um 90% verringert.

In Luxemburg kommt die Flussperlmuschel nur noch in der Our vor. Anderwärtig wurde sie zuletzt 1974 in der Wiltz, der Sauer, dem Tratterbach und der Clerf beobachtet. Der Bestand in der Our zeichnet sich durch eine fortgeschrittene Veralterung aus. Die Zahl der erwachsenen Individuen ist von 3.000 (1989) auf 1.500 (1999) gesunken. Man spricht von einer "Ruinen"-Population, da sie ein fortgeschrittenes Altersstadium erreicht hat. Der Bestand hat eine niedrige Dichte, der sich auf eine Flusslänge von 20 km erstreckt. Es handelt sich dennoch um den größten Bestand westlich des Rheins. Die gesamte Population des Rhein-Maas-Themse Einzuggebiets wird auf 2.500 Individuen geschätzt. Seit 1990 belegen wissenschaftliche Studien, dass der letzte luxemburger Bestand in der Our seit mehr als 3 Jahrzehnten nicht mehr in der Lage sei die hohe Mortalität der Altmuscheln durch Jungmuscheln zu kompensieren.

Wegen des komplexen Lebenslaufs und den strengen ökologischen Anforderungen, sind die Gefahren für die Flussperlmuschel vielfältig:

  • Ungewollte Zerstörung der Lebensräume durch eine Verschlechterung der physiko-chemischen Qualität des Wassers und des Sediments:
    • Begradigung von Wasserläufen
    • Fichtenanpflanzungen längs der Bachufer

    • unmittelbarer Zugang von Vieh oder landwirtschaftlichen Maschinen am Bachufer

Unmittelbarer Zugang vom Vieh in den Bach

Massiver Feinstoffeintrag verschlechtert die Qualität des Porenraumes des Bachsubstrates
    • Säuberung/Ausbaggern der Bachläufe
    • fehlende Uferbeschattung


Die fehlende Uferbeschattung hat außergewöhnlich hohe
Wassertemperaturen in den Sommermonaten zur Folge.

    • ...
  • Ungewollte Zerstörung der Individuen
    • Fischerei
    • Kayak
    • ...
  • Rückgang der Bachforellenbestände
    • welcher einerseits auf die Flussbettausbesserungs-maßnahmen zurückzuführen ist (z.B. Säuberung/Ausbaggern oder Begradigung der Bachläufe) und eine Zerstörung der Verstecke und Laichplätze mit sich bringt
    • anderseits bilden die vielen Rohre ein Hindernis für die natürlichen Wanderungen der Bachforelle und anderer Fische.


Hier kommt keine Forelle hoch!

  • Bewusste Zerstörung der Muscheln
    • bei der Perlensuche
    • bei versehentlichen Essversuchen (Achtung die Flussperlmuschel ist ungeniessbar!)
  • Dezimierung der Muscheln durch die Bisamratte (Ondatra zibethicus (L., 1766))


Die Bisamratte1

2006 sind erhebliche Verluste durch Bisamratten an der Flussperlmuschel-population der Our festgestellt worden. An mehreren Fraßstellen wurden mehr als 700 Leerschalen gefunden. Die um 1900 nach Eurasien eingeschleppte Bisamratte gilt in der Tat als Haupt-Fraßfeind der Flussperlmuschel.

Bisamratten sind Nager und fressen vor allem pflanzliche Nahrung. Im Winter, wenn das pflanzliche Nahrungsangebot knapp ist, fressen Bisams auch Muscheln und Krebstiere zur Deckung ihres Eiweißbedarfes. Bisamratten können an ihren Fraßplätzen Haufen von mehreren hundert Muscheln pro Winter anhäufen.


Bisamfraßplatz mit toten Flussperlmuscheln.2

Anders als im ursprünglichen Verbreitungsgebiet in Nordamerika haben die Bisams in Eurasien kaum natürliche Feinde. Auf Grund der großen Fruchtbarkeit und dem Mangel an natürlichen Feinden breitet sich die Art schnell aus. Die enorme Bevölkerung stellt für das Gleichgewicht der Ökosysteme eine Gefahr dar.

In Luxemburg ist die "Administration des Eaux et Forêts" für die Regulierung der Bisamrattenpopulation verantwortlich. Die Bekämpfung der Bisamratte wird von den Naturschutzverbänden unterstützt.

Der Lebenszyklus dieser Art wird also auf verschiedenen Ebenen unterbrochen:

  • Die Larven finden ihren Wirtsfisch nicht mehr in ausreichender Zahl vor,
  • Die Jungtiere finden kein angepasstes Substrat zum Eingraben,
  • Die erwachsenen Tiere leiden unter einer schlechten Wasserqualität, oder werden bewusst oder unbewusst zerstört.

 

1 http://weichtiere.at/Muscheln/gefaehrdung.html
2 © Gerhard Weitmann

 

Dieses Projekt wird von der Europäischen Union kofinanziert

 

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